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Zuchtanleitung für Parvocalanus crassirostris


Parvocalanus crassirostris gilt gemein als anspruchsvoll in der Haltung & Nachzucht. Wir züchten diesen marinen Copepoden schon lange erfolgreich nach und wollen euch hier ein paar Tipps und allgemeine Hinweise geben, damit auch ihr diesen tollen Copepoden nachzüchten könnt.

 

Warum ist dieser Copepode so interessant bzw. wichtig für marine Nachzuchten?

 

Parvocalanus ist adult lediglich 400 - 600 µm groß, also nur unwesentlich größer als z.B. Artemia-Nauplien. Der Nachwuchs von Parvocalanus, also die Nauplien, sind mit ca. 40-50 µm winzig und deutlich kleiner als Rädertierchen (ca. 200 µm) oder Nauplien von Tigriopus (100-120 µm). Damit sind diese kleinen Lebensformen ideal bzw. sogar nottwendig für die Nachzucht bestimmer Zierfische wie Paletten-Doktor, Flammen-Zwergkaiserfisch, verschiedene Pseudochromis- und Leierfisch-Arten.


Wie bei (fast) allen Arbeiten rund um die marine Aquaristik gilt auch für die Nachzucht von Parvocalanus möglichst sauber & steril zu arbeiten und genau zu beobachten!

 

(1) Behälter: grundsätzlich kann man nahezu jedes Behältnis verwenden. Wir haben unsere Stammkulturen in 2 Liter Laborflaschen aus Glas und skalieren die Kulturen in einfachen 10 L PVC-Eimern. Runde Behältnise sind besser als eckige, da sich hier weniger Dreck in Ecken sammeln kann. Für alle Behälter gilt, dass sie lebensmittelecht sein müssen.

 

(2) Wasser &  Salz: das Ausgangswasser muss sehr sauber sein. Vor allem Silikat hemmt die Entwicklung der Copepoden. Die Leitfähigkeit des Wassers sollte unter 2 µS/cm liegen. Solltet ihr keine eigene Wasseraufbereitung mit Umkehrosmose und Mischbettharz haben, besorgt euch einfach destilliertes Wasser aus dem Supermarkt. Das synthtische Meersalt sollte kein "Billigsalz" sein; alle hochwertigen Sorten sind geeignet. Die Salinität sollte zwischen 30-35 ppt liegen, es gibt aber auch Berichte darüber, dass Parvocalanus sich auch bei weniger Salinität (20-25 ppt) wohl fühlt und vermehrt.

 

(3) Belüftung: starke Turbulenzen im Wasser können die feinen Antennen von Parvocalanus schädigen. In kleinen Behältern bis 2 Liter könnt ihr auf eine Belüftung ganz verzichten - hier ist es ausreichend, den Behälter nach dem Füttern ein paar mal zu schwenken. Größere Gebinde sollten leicht & grobperlig belüftet werden.

 

(4) Futter: Parvocalanus benötigt Isochrysis und/oder Rhodomonas zum wachsen & vermehren. Ideal ist eine tägliche Fütterung, aber die Kulturen verzeihen es auch, wenn man mal 1-2 Tage aussetzt. Für die Dosierung gibt es keine feste Vorgabe: hier gilt es gut zu beobachten! Ist die Kultur schon sehr dicht und hat sich gut entwickelt ist der Futterbedarf natürlich viel höher, als wenn eine Kultur gerade mit wenigen Tieren gestartet wurde. Auch die Biomasse der Isochrysis-Kulturen ganz schwanken! Eine Faustregel ist, dass pro Liter Kultur und pro Tag etwas 1 ml Mikroalgen benötigt werden. Wenn ihr in der Kultur nach dem Füttern bereits mit dem bloßen Auge einen Farbumschlag ins gelb-braune (Isochrysis) beobachtet, habt ihr zuviel gefüttert, und solltet umgehend verdünnen. Auch nach der Fütterung sollte das Wasser noch klar sein!

 

(5) Licht & Temperatur: das Licht sollte nur indirekt sein da starkes Licht die Tiere stresst. Die Kulturen können grundsätzlich an verschiedene Temperaturen angepasst werden. Wir arbeiten bei 18-20°C. Bei höheren Temperaturen wachsen die Kulturen ggf. schneller, aber die Gefahr, dass die Kulturen "crashen" ist auch erhöht, da sich Bakterien in wärmerer Umgebung rasant vermehren und das Wasser belasten!

 

(6) Pflege & Wasserwechsel: die Behälter müssen sauber gehalten werden! Mulm und Dreck müssen entfernt werden um Bakterienblüten zu verhindern. Der Wasserwechsel ist nicht ganz so wichtig, hier reicht es i.d.R. einmal in der Woche 20-30 % zu tauschen. Legt euch für eure Parvo-Kulturen eigenes "Besteck" an, sonst habt ihr schnell versehentlich andere Arten wie Rädertierchen oder Ciliaten in der Kultur und ihr müsst von vorne anfangen. Zur Desinfektion empfeheln wir Ethanol oder Isopropanol (70 %) und/oder warmes Essigwasser. Alle Instrumente müssen nach Desinfektion mit Aqua-dest gespült und getrocknet werden.

 

Fazit: mit diesen Hinweisen schafft ihr es auch, Parvocalanus (...oder Apocyclops!) selber zu züchten! Nichts ersetzt die gute Beobachtung & Erfahrung. Rückschläge gehören dazu, die hatte (...und habe) ich auch nach vielen Jahren immer noch. Probiert auch andere Methoden aus: das hier ist nur ein möglicher Weg, der für uns funktioniert! Es gibt bestimmt noch viele nützliche Kniffe, die wir noch nocht kennen!

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Kommentare: 1
  • #1

    Harald (Samstag, 14 Oktober 2023 11:37)

    Herzlichen Dank für den Artikel.

    Viele Grüße