Monitoring the trade in marine ornamental fishes through the European Trade Control and Expert System TRACES: Challenges and possibilities


Überwachung des Handels von marinen Zierfischen mit dem europäischen „Trade Control and Expert System“ TRACES: Herausforderungen und Möglichkeiten


Wer hat publiziert?

Monica V. Biondo von der Universität Bern (CH), Institut für Ökologie und Evolution, sowie Rainer P. Burki von der asdfg IT GmbH in Rosshäusern (CH)

 

Wann und wo wurde veröffentlicht?

Die wissenschaftliche Arbeit wurde 2019 in der Fachzeitschrift „Marine Policy“ veröffentlicht.

 

Was ist das Thema der Publikation?

Die Publikation beschäftigt sich mit dem „Trade Control and Expert System“ (TRACES), mit dessen Hilfe der Handel mit marinen Zierfischen bewertet und überwacht werden soll. Hintergrund ist der Handel mit bedrohten Fischarten, die beispielsweise in CITES gelistet sind. CITES ist ein Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten freilebenden Tieren und Pflanzen (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora - CITES). Auch fehlen saubere Statistiken über Art und Umfang der gehandelten Arten und es geht bei den Kontrollen über Importe von Zierfischen natürlich, neben dem Arten- auch um Seuchenschutz.

 

Zusammenfassung

Der weltweite Handel mit marinen Zierfischen hat einen Umfang von über 1 Milliarde Dollar im Jahr und umfasst tausende verschiedener Arten. Wissenschaftler haben bereits in der Vergangenheit auf die Bedeutung einer sauberen Handelsstatistik hingewiesen um diesen weltweiten Handel zu überwachen. Heutzutage gibt es nach wie vor kein globales System um den Handel mit Zierfischen zu überwachen. Europa ist einer der größten Importeure von Korallenfischen und nutzt das Trade Control and Expert System (TRACES) um den Handel mit lebenden Tieren zur Seuchenbekämpfung zu überwachen. Dieses Programm ist jedoch nicht ausgelegt um Artspezifische Informationen mariner Zierfische zu liefern, sondern liefert lediglich Daten zu der Gesamtzahl auf Ebene von Fischfamilien. Immerhin konnte der Import mariner Zierfische nach Europa in den Jahren 2014 bis 2017 auf ca. 4 Mio. Fische pro Jahr beziffert werden. Bedrohte Arten wurden durch die Menge der gehandelten Fische, den Trend, die Nennung in der Roten Liste bedrohter Arten (IUCN: International Union for Conservation of Nature) sowie die Bewertung der Arten auf FishBase. Die Daten wurden dann standardisiert um eine Liste zu erstellen, die den Grad der Bedrohung für Überfischung für einzelne Arten beschreibt. Leider fehlten für fast ein Drittel aller Arten belastbare Daten oder eine Bewertung durch die Rote Liste nach IUCN so dass diese Arten in der Auswertung nicht berücksichtigt werden konnten. Arten die auf der Liste stehen sollten jedoch zukünftig verstärkt über CITES überwacht werden. Diese Studie verweist darauf, dass TRACES, nach einigen Anpassungen, als Werkzeug zur Überwachung des Handels mit marinen Zierfischen genutzt werden kann.

 

Hintergrund

Der weltweite Handel mit marinen Zierfischen ist eine Milliardenschwere Industrie, die tausende Arten aus dem Indopazifischen und karibischen Raum vermarktet. Die größten Absatzmärkte sind die USA und Europa. Die natürlichen Lebensräume der Korallenfische sind durch verschiedene Faktoren bedroht, dabei spielen die globale Erwärmung, die Versauerung der Ozeane und die Verschmutzung der Weltmeere die wichtigste Rolle. Zum Schutz der Korallenriffe und angrenzender Lebensräume ist es wichtig, belastbare Daten zu Art und Umfang der gehandelten Fischarten zu haben. Der Einfluss des globalen Zierfischhandels auf die Ökosysteme ist nach wie vor unzureichend untersucht, es ist aber nachgewiesen, dass eine nicht nachhaltige Entnahme von Fischen Einfluss auf die Riffe hat.

Es wird geschätzt, dass zu Beginn des 21. Jahrhunderts jährlich 24 bis 27 Millionen Fische gehandelt wurden. Eine aktuelle Studie schätzt sogar, dass 1,5 Milliarden Fische (Süß- und Salzwasser) jährlich gehandelt werden und das davon ca. 73 % während des Transports verenden.

Ausgehend davon, dass von den gesamt gehandelten Fischen etwa 10 % marine Zierfische sind kommt eine andere Studie zu der Zahl von 40 Millionen marinen Zierfischen, die jährlich gehandelt werden. Die Sterblichkeit während des Transports stellt dabei großes Problem dar. Auch die Zahl der gehandelten Arten hat deutlich zugenommen: 2001 wurden ca. 1.000 Arten gehandelt, 2004/2005 schon 1.471 und aktuell ca. 2.300 verschiedene Arten. Vor diesem Hintergrund ist eine bessere Kontrolle wichtig, um die Nachhaltigkeit dieses Handels zu untersuchen und zu bewerten.

Nach den USA ist die EU der größte Abnehmer für Zierfische. Bisher wurden sowohl die Menge als auch die Diversität der gehandelten Arten, die in die EU eingeführt werden, nur geschätzt! Auch der mögliche Effekt auf bedrohte Arten wurde nicht untersucht.

In dieser Studie werden Daten aus der dem EU-Datensatz von TRACES ausgewertet um Anzahl und Diversität der von 2014 bis 2017 in die EU importierten Arten zu bestimmen. Die so gewonnenen Erkenntnisse sollen Entscheidungsträgern zukünftig helfen, welche Arten durch CITES überwacht werden sollen. Ziel ist, auf Basis artbezogener Handelsdaten, einen nachhaltigen Zierfischhandel zu entwickeln.

Das Trade Control and Expert System (TRACES) ist ein Verwaltungswerkzeug der EU, mit dem alle Tierbewegungen, Bewegungen von Waren tierischen Ursprungs und Tierfutter innerhalb und außerhalb der EU verfolgt werden. TRACES sammelt dabei auch Daten zum Handel mit Zierfischen, da jeder Importeur die Ware an der EU-Grenze deklarieren muss. Die Angaben bei den Fischarten sind dabei unterschiedlich: bei einigen Arten wird der exakte wissenschaftliche Name, also die exakte Art, bei anderen lediglich die Familie angegeben (die Familie steht zwei Stufen über der Art. Art à Gattung à Familie). Der Sammelbegriff der Familie kann eine Vielzahl von Arten umfassen und ist deshalb sehr unpräzise.

Die TRACES Daten wurden für die Jahre 2014 bis 2017 ausgewertet und Arten nach dem „World Register for Marine Species“ (WoRMS) und FishBase abgeglichen. Süßwasser-Arten wurden von der Analyse ausgenommen. Final wurden für die Arten ein Wert (im Sinne einer Gefährdung bzw. der Aufname in die Watchlist) kalkuliert, der sich aus vier Faktoren ableitet:

 

 

(1)      Anzahl der gehandelten Tiere

 

(2)    Handelstrend (Zu- oder Abnahme)

 

(3)    Status auf der roten Liste gefährdeter Arten (IUCN)

 

(4)    Anfälligkeit bzw. Gefährdung der Art

 

 

Aus Basis dieser Bewertung erfolgte dann die Rangfolge in der Watchlist ab, wobei ein hoher Wert eine größere Gefährdung der Art für Überfischung bedeutet.

 

Ergebnisse

 

Zwischen 2014 und 2017 exportierten 50 Länder marine Zierfische in die EU. Größter Exporteur war Indonesien mit 1,73 Mio. Fischen pro Jahr oder 34,4 % gefolgt von Sri Lanka mit knapp 600.000 Tieren oder 15,1 % und den Philippinen mit 309.000 Fischen bzw. 12 %. Zusammen mit den USA, Singapur und Kenia haben diese Länder in Summe etwa 83 % der Gesamtmenge in die EU exportiert.

Insgesamt wurden in dem Zeitraum 25.556 Lieferungen mit etwa 15,6 Mio. Fischen in die EU importiert. Die Anzahl der importierten Tiere ist dabei seit 2014 rückläufig und 2017 bei 68 % des Niveaus von 2014. Die meisten Fische wurden in Großbritannien und den Niederlanden importiert; alleine diese beiden Länder decken fast 49 % der Gesamtimporte ab. Deutschland, Italien und Frankreich haben gemeinsam 33,4 % der Gesamtmenge importiert.

Gesamt wurden Fische aus 86 Familien eingeführt. Die meisten Fischarten gehören zur Familie der Labridae (Lippfische) gefolgt von den Pomacentridae (Riffbarsch), von denen die meisten Tiere gehandelt wurden. Da TRACES auch die Einfuhr von Zierfischen auch unter der Angabe lediglich der Familie erlaubt waren 2014 knapp 30 % der importierten Fische nicht als Art beschrieben. In den vier untersuchten Jahren wurden in Summe 1.334 verschiedenen Arten eingeführt. Zu den meist importierten Arten zählte Chromis viridis mit 13,1 %, Amphiprion ocellaris mit 10,7 % und Centropyge bicolor mit 8,7 %. Von den 1.334 gehandelten Arten war ein Drittel in der CITES nicht bewertet bzw. es fehlten Daten für eine Bewertung in der roten Liste. Zwei Drittel der Arten gelten als unbedenklich und nur 0,37 % (5 Arten) als bedroht. Es wurden keine stark bedrohten oder ausgestorbenen Arten gefunden.

Nach der Analyse und Bewertung wurden 17 Arten auf die Watchlist gesetzt. Basierend auf dieser Liste sollten Entscheidungsträger darüber befinden, ob diese Arten auf die rote Liste gefährdeter Arten gesetzt werden um sie vor Überfischung zu schützen. Die 17 genannten Arten sind, beginnend mit dem höchsten Wert, also dem größten Potential für Überfischung bzw. Gefährdung der Art

 

 

1

Centropyge bicolor

2

Chelmon rostratus

3

Sphyrna lewini

4

Stegostoma fasciatum

5

Cheilinus undulatus

6

Urogymnus asperrimus

7

Pterapogon kauderni

8

Epinephelus lanceolatus

9

Epinephelus striatus

10

Taeniura meyeni

11

Nebrius ferrugineus

12

Pomacanthus imperator

13

Taeniura lymma

14

Mycteroperca interstitialis

15

Carcharhinus amblyrhynchos

16

Triaenodon obesus

17

Gramma loreto

 

Die Arten, die bereits jetzt auf der Liste der gefährdeten Arten stehen, sind auch in der Watchlist zu finden (Nr. 3, 4, 5, 7 und 9). Andere Fische, die auf der Watchlist stehen, sind gar nicht in CITES gelistet, so z.B. Pterapogon kauderni, Epinephelus striatus und Stegostoma fasciatum.

 

Fazit

 

Der Mangel an belastbaren Daten zum globalen Handel mit marinen Fischen verhindert effektives Management was wiederum die Nachhaltigkeit der Aquarium-Industrie einschränkt. Um ein besseres Monitoring und Kontrollen zu gewährleisten ist eine Kooperation der Behörden bzw. Regierungen notwendig. Die Aquarium-Industrie hat ein klares Interesse an der Nutzung von TRACE bekundet um damit den globalen Zierfischhandel zu überwachen und nachhaltig zu gestalten.

 

TRACES bietet eine gute Grundlage zur Bewertung der gehandelten Menge an marinen Zierfischen sowie deren Diversität. Die Datenbank kann genutzt werden, um eine Bewertung bzw. eine Prognose für die potentielle Bedrohung bestimmter Arten vorzunehmen und damit negativen, durch den Handel verursachten Effekten, vorzubeugen. Mit einigen Anpassungen könnte TRACE zudem dazu verwendet werden, den globalen Handel mit marinen Zierfischen zu überwachen.

 

Anmerkungen des Übersetzers: einige der genannten Arten sind keine klassischen Aquarienfische. So taucht in der Liste z.B. der Leopardenhai oder eine Zackenbarsch-Art auf. Diese Fische werden nur in Großaquarien gehalten. Auch gibt die Studie leider keine Hinweise darauf, ob die importierten Fische aus Wildfängen oder Nachzuchten stammen, was natürlich für die Bewertung der Gefährdung einer Art wichtig ist.

 

Anmerkungen des Übersetzers: einige der genannten Arten sind keine klassischen Aquarienfische. So taucht in der Liste z.B. der Leopardenhai oder eine Zackenbarsch-Art auf. Diese Fische werden nur in Großaquarien gehalten. Auch gibt die Studie leider keine Hinweise darauf, ob die importierten Fische aus Wildfängen oder Nachzuchten stammen, was natürlich für die Bewertung der Gefährdung einer Art wichtig ist.

 

Monica V. Biondo, Rainer P. Burki, Monitoring the trade in marine ornamental fishes through the European Trade Control and Expert System TRACES: Challenges and possibilities, Marine Policy, Volume 108, 2019

 

TRACES:

https://audiovisual.ec.europa.eu/en/video/I-091404

 

 

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