Development of aquaculture technology for the flame angelfish, Centropyge loriculus

Die Entwicklung einer Aquakultur-Technologie für den Flammen-Zwergkaiserfisch (Centropyge loriculus)

Wer hat publiziert?

 

An der Studie wirkten sieben Wissenschaftler von drei Universitäten mit: Charles W. Laidley, Chatham K. Callan, Andrew Burnell, Kenneth K.M. Liu, Christina J. Bradley, Marta Bou Mira und Robin J. Shields. Die Autoren arbeiten am ozeanischen Institut Waimanalo auf Hawaii, einem Zweig der Universität der Hawaii-Pazifik Universität sowie an den Universitäten von Swansea und Salisbury.

 

Wann und wo wurde veröffentlicht?

 

Die wissenschaftlichen Ergebnisse wurden 2008 im Journal des „Center for Tropical & Subtropical Aquaculture Regional Notes“ publiziert.

 Was ist das Thema der Publikation?

 

Den Wissenschaftlern ist es erstmals gelungen, erfolgreich den Flammen-Zwergkaiserfisch (Centropyge loriculus) in Gefangenschaft nach zu züchten. Die Nachzucht gelang u.a. durch die Zucht und den Einsatz von Nauplien des kleinen Copepoden Parvocalanus sp.

 

 

Hintergrund & Einführung

 

Der Schutz der Korallenriffe, die sehr artenreiche und wertvolle Ökosysteme darstellen, erfordert, dass Eingriffe in diese Lebensräume so gering wie möglich gehalten werden. Die Nachzucht mariner Zierfische stellt dabei einen wichtigen Beitrag dar und kann Wildfänge ersetzen. Zwei der größten Hindernisse für eine erfolgreiche Nachzucht sind dabei die Elterntierhaltung und die Reproduktion der Zuchttiere sowie die Aufzucht der oft sehr kleinen Fischlarven, die häufig nur wenige Millimeter messen. Die Fischlarven des Flammen-Zwergkaisers gehören mit gerade mal 1,2 mm zu den kleinsten Fischlarven überhaupt und sind, wie zahlreiche andere Fischarten, in Gefangenschaft bisher nicht erfolgreich reproduziert und aufgezogen worden.

 

 

Zusammenfassung

 

Die Elterntiere wurden über kommerzielle Anbieter bezogen und einer aufwendigen Quarantäne unterzogen bevor sie in die Zuchtbecken gesetzt werden konnten. Es wurden jeweils ein Männchen und Weibchen in große 1.000 Liter Tanks gesetzt, eine Haltung in Harems, mit mehreren Weibchen pro Männchen zeigte keine signifikanten Vorteile. Tatsächlich hatte das große Becken-Volumen pro Elternpaar einen positiven Effekt auf die Anzahl der Eier pro Weibchen. Die Autoren nennen gewaltige Zahlen bzgl. der Produktivität der Weibchen, die über 2.000 Eier pro Tag ablaichen können. Trotzdem wurden insgesamt 20 Brutpaare benötigt, um einen 1.000 Liter Tank mit Eiern besetzen zu können. Die Dichte der Eier in den Larvenbecken wird mit 40 Eiern pro Liter angegeben, das entspricht 40.000 Eiern in einem 1.000 Liter Becken.

 

Die Qualität und Quantität der Eier wurde durch die Wasserqualität und die Herkunft des Wassers erheblich beeinflusst: als bestes Wasser wurde natürliches, aber sterilisiertes Ozeanwasser identifiziert. Durch die Nutzung einer RAS-Anlage (Rezirkulierendes Aquakultur-System) konnten die Wasserparameter gut kontrolliert werden. Die Nahrung der Elterntiere war sehr abwechslungsreich und bestand aus hochwertigen Futterflocken auf Spirulina-Basis, Frostfutter (Garnelen, Krill, Fischeier), Artemia, Spinat, Erbsen, Brokkoli (ja: die sind tatsächlich mit Gemüse gefüttert worden!) und getrocknetes Seegras. Kommerzielle (konventionelle) Fischnahrung hingegen führte zu schlechteren Ergebnissen. Die Autoren nennen als kritischen Faktor bei der Nahrung den Fettgehalt und v.a. den Anteil an essentiellen mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren), die einen positiven Effekt auf die Eiqualität haben.

 

Die Forscher konnten über einen Zeitraum von zwei Jahren kontinuierlich Eier von 18 Brutpaaren gewinnen. Die Fruchtbarkeit der Zuchttiere steig dabei stetig an und es konnten bis zu 45.000 Eier pro Tag (!) gewonnen werden. Im Mittel nennen die Autoren 1.000 bis 2.000 Eier pro Tag über mehrere Jahre.

 

Mit der erfolgreichen Gewinnung von Fischeiern war aber erst ein kleiner Teilerfolg erreicht. Anschließend wurde mit unterschiedlichem lebendem Plankton versucht, die Fischlarven zu ernähren. Da Artemia Nauplien und selbst Rädertierchen viel zu groß für die winzigen Fischlarven sind wurden anderes Lebendfutter, wie Eier des Seeigels, Wimperntierchen (Ciliaten), Auster-Larven (Trochophora) sowie Nauplien von harpacticoiden Copepoden, getestet. Mit keiner dieser Nahrungsquellen konnten die Larven aufgezogen werden.

 

Die Lösung bestand in der Zucht und Anwendung des kleinen calanoiden Copepoden Parvocalanus sp., der mit 60 bis 70 Mikrometer sehr kleine Eier und Nauplien hat. Zum Vergleich: Artemia Nauplien haben eine Größe von 400 bis 450 µm und selbst Rädertierchen sind mit 100 bis 200 µm noch gut doppelt so groß wie Parvocalanus sp. Die Autoren beschrieben die Kultivierung des Copepoden als sehr aufwendig, verglichen mit der Produktion von Rädertierchen. So waren sie in der Lage, Parvocalanus mit lebenden Mikroalgen der Art Isochrysis und Chaetoceros zu kultivieren, aber eine Umstellung auf günstige Futtermittel, wie Algenpaste, war nicht erfolgreich.

 

Die Copepoden lassen sich zwar in hohen Dichten von über 100 Tieren pro mL halten, allerdings sinkt dann die Fruchtbarkeit signifikant. Die Dichte der Copepoden wurde auf ca. ein Tier pro mL reduziert: unter diesen Bedingungen konnten dann 5 bis 10 Nauplien pro mL und Tag gewonnen werden. Die weiteren, optimierten Kulturbedingungen waren eine Temperatur von 25 °C, einer Salinität von 22 ppt und einer Dichte von ca. 300.000 Zellen pro mL an Mikroalgen.

 

Mit Hilfe der passenden Lebendnahrung gelang es dann, erstmals erfolgreich die Fischlarven groß zu ziehen. Lagen die Überlebensraten zu Beginn noch unter 5 %, so konnten durch die Optimierung der Aufzuchtbedingungen bald fast 70 % Überlebensraten bis Tag 3 erreicht werden, an dem der Dottersack der Fischlarven aufgebraucht ist und sie die erste Lebendnahrung aufnehmen. Ab Tag sieben stieg dann die Futteraufnahme und das Wachstum der Fische rasant an, allerdings steig auch die Sterblichkeit ab Tag 14 stark an. Die Autoren führen die hohe Sterblichkeit von Tag 14 bis Tag 20 auf eine defizitäre Nahrung und Probleme bei der Ausbildung der Schwimmblase zurück. Eine Umstellung auf Artemia als Hauptnahrung ab Tag 20 führte zu guten Ergebnissen und so überlebten Fische über die Metamorphose hinaus.

 

 

Was ist das Fazit der Wissenschaftler?

 

Erstmals ist es Wissenschaftlern gelungen, den Flammen-Zwergkaiserfisch in semi-kommerziellem Maßstab in Gefangenschaft nach zu züchten und einige tausend Fischlarven durch die frühe Larvenphase bis Tag 14 zu bringen. Die wichtigsten Erkenntnisse, die zu diesem Erfolg führten, betrafen dabei die richtige Haltung der Elterntiere, die passende Nahrung für die Elterntiere sowie die erfolgreiche Massen-Kultivierung des Copepoden Parvocalanus sowie die Gewinnung von ausreichend Nauplien, um die Fischlarven in den kritischen ersten zwei Wochen zu füttern. Diese Ergebnisse können zukünftig genutzt werden, um auch andere Arten von Korallenfischen in Gefangenschaft nach zu züchten und damit einen Beitrag zum Artenschutz und zum Schutz der Korallenriffe zu leisten.

 

 

Quellen:

Laidley, Charles & K Callan, Chatham & Burnell, Andrew & K M Liu, Kenneth & Bradley, Christina & Bou, Marta & Shields, Robin. (2008). Development of aquaculture technology for the flame angelfish, Centropyge loriculus. Regional Notes: Center for Tropical and Subtropical Aquaculture. 19.

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Centropyge_loricula.jpg

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